02. Dezember 2012 bis 16. Dezember 2012 - Ausstellung "Weihnachtslandschaften"
Auf dieser Seite möchten wir Ihnen die gesamte Ausstellung in Wort und Bild vorstellen. Dadurch wird diese Seite recht lang. Sie müssen also relativ weit nach unten scrollen.
Warum gibt es diese Ausstellung?
Das Weihnachtsfest greift unsere Sehnsucht nach einer Dimension auf, die jenseits aller Berechenbarkeit und Beweisbarkeit liegt, unsere Sehnsucht nach dem Heiligen.
Alt und jung spüren das in sich, auch wenn es schwer ist, das in Worte zu fassen.
Dieser Sehnsucht Raum und Zeit zu geben und sie über alle Sinne mit den existentiellen Gehalten der christlichen Weihnachtsbotschaft in Beziehung zu bringen – das war eines unserer Hauptmotive beim Nachdenken über das Konzept dieser Ausstellung.
Angeregt durch positive Erfahrungen mit kirchenpädagogischen Exkursionen und durch den „Garten Eden“ in der Apostelkirche in Hannover während der Expo 2000 entstand schließlich unser Traum:
Im Hamelner Münster St. Bonifatius wollten wir „Weihnachslandschaften“ entstehen lassen, in der die Besucher sich dem Sinn des Weihnachtsfestes umfassend nähern konnten.
„Sinn“ kommt aus dem Althochdeutschen „sinnan“, d.h. „fahren, gehen, begehen“. Also sollte im Begehen des Kirchenraumes die individuelle Begegnung mit einzelnen Aspekten der christlichen Weihnachtsgeschichte und –traditionen möglich sein.
Drei große Themenbereiche zeichneten den Weg menschlicher Sinnsuche nach:
1. „Verheißungen“– Was heißt es, auf der Suche zu sein?
2. „3 + 4“ – Wo begegnen Gott und Mensch sich? (3=göttliche Zahl, 4= Zahl der Erde!)
3. „Im Herzen bewahren“- Was bleibt von dieser Begegnung?
Dazu wurden 10 Stationen im ganzen Kirchenraum aufgebaut, die alt- und neutestamentliche Erzählungen als elementare Angebote zur eigenen Persönlichkeitsbildung in den Blick rückten.
Neben einer sorgfältigen Text- und Symbolausarbeitung stand der Gedanke der sinnlichen Erfahrung über das Sehen, Lesen, Schmecken, Riechen und das eigene Tun im Mittelpunkt.
Im Laufe der ersten Ausstellung wurde immer deutlicher, dass für die Besucher auch das Hören auf die alten biblischen Geschichten zu dieser sinnlichen Erfahrung gehört. So wurden Führungen gerne angenommen.
Die Ausstellung fand 2001 zum ersten Mal im Hamelner Münster St. Bonifatius statt und wurde in den folgenden Jahren in Nienburg, Hildesheim, Wolfenbüttel, Bad Pyrmont, Hameln und Minden gezeigt – und nun im Jahre 2012 – anlässlich des 1200- jährigen Geburtstages, wieder im Münster St. Bonifatius.
Grundriss mit den eingezeichneten Stationen
Hier ein Gang durch die Ausstellung:
Die Besucher betreten die Weihnachtslandschaften durch einen Lichterbogen.
Zum einen soll dadurch deutlich gemacht werden, dass sie den Lärm und die in der Vorweihnachtszeit übliche Hektik nun verlassen und in eine andere – sakrale – Welt eintreten.
Zum anderen können die Besucher nur einzeln durch dieses Tor treten. So wird versinnbildlicht, dass der Besuch der „Weihnachtslandschaften“ Raum für eine individuelle Begegnung mit dem Weihnachtsgedanken geben soll.
1. Station: „Da haben die Dornen Rosen getragen...“
Um den Besuchern das Ankommen zu ermöglichen und die Gedanken zu sammeln, wird im ersten Bild die Ausgangssituation der Besucher angesprochen:
Kommen sie mit schmerzenden und belastenden oder mit sinnstiftenden Erfahrungen?
„Dornen“ und „Rosen“ als Sinnbild für diese beiden Pole existentieller Erfahrung stehen im Mittelpunkt.
Welche „Dornen“ finden sich im Leben der Besucher?
Auf dem Boden um den Taufstein im Baptisterium des Münsters liegen Bruchsteine und Dornen und symbolisieren alles Brüchige, Verletzende in unserem Leben. Die Besucher können hier Scherben -beschriftet mit dem, was sie schmerzt- ablegen.
Welche „Rosen“ finden sich im Leben der Besucher?
Dornen winden sich am Taufstein empor und münden in einem Rosenbukett in der Mitte des Taufsteins. Der christlichen Hoffnung, dass Gott in den „Dornen unseres Lebens“ erscheint (vgl. Ex 3,1-17; Mose am brennenden Dornbusch), und dass durch die Begegnung mit Gott die „Dornen Rosen tragen“ können (vgl. traditionelles Lied: „Maria durch ein Dornwald ging“), wird so Ausdruck gegeben.
Für diese Erfahrung können Rosen in die Bruchsteine gelegt und in die Dornenranken gesteckt werden.
Die Besucher können auf Begleitplakaten die alttestamentliche Erzählung vom brennenden Dornbusch, das Marienlied und Gedanken von Jugendlichen zu „Dornen“ und „Rosen“ im Leben nachlesen.
2. Station: „Im Anfang war das Staunen“
Am Anfang des Weges vieler Menschen in der Bibel steht die Zusage, dass das Leben nicht in Chaos und Abgrund enden, sondern gelingen wird.
Verheißungen, Zusagen, die neue Wege ermöglichen, sind wie Sterne, die in der Nacht leuchten. Sterne leuchten dem Abraham auf seinem Weg ins „Gelobte Land“ (Gen 15,5), ein Stern begleitet in der Kindheitsgeschichte des Matthäus die Geburt Jesu (Mt 2,2).
Über einer Weltkugel, die in der Gebetsecke des Münsters steht, schwebt ein großer sechszackiger Stern. Von diesem großen Stern hängen kleine Sterne herunter, auf denen biblische Verheißungen aufgeschrieben sind.
Die Besucher können sich einen Stern „vom Himmel holen“. Auf den Stelen im Hintergrund können die Besucher die Verheißungen an Abraham, die Frage der Sterndeuter nach dem neu aufgegangenen Stern aus dem Matthäusevangelium sowie ein Gedicht von Habib Bektas lesen.
3. Station: „Dem Stern folgen“
Den Stern sehen ist die eine Sache, dem Stern vertrauen und ihm folgen eine andere. In den Sterndeutern der Kindheitsgeschichte des Matthäus begegnen uns Menschen, die den Verheißungen trauen, den Aufbruch wagen und dem Stern folgen.
Deshalb ist diese Station geprägt durch drei lebensgroße Figuren, die drei Sternsucher. Sie sind ein Sinnbild für die drei Bereiche der Sinnsuche: Einheit mit Gott, der Welt und dem eigenen Ich.
Der erste Sternsucher hebt die Hände und den Kopf nach oben. Er erzählt von der Sehnsucht nach dem „Mehr“ im Leben, so als wollte er sagen: „Es muss im Leben noch mehr geben als das, was vor Augen ist!“
Der zweite Sternsucher kreuzt die Hände über seiner Brust und neigt den Kopf leicht nach unten. Er ist ganz bei sich und hört auf die Stimme seines Herzens.
Der dritte Sternsucher hält eine Landkarte in den Händen. Wenn die Sehnsucht nach den Sternen nicht leere Illusion bleiben soll, muss sie geerdet sein. Mit seiner Haltung erinnert uns der dritte Sternsucher daran, Sterne auf die Erde, in den konkreten Alltag zu holen.
Die Figuren selbst sind leer, nur die „Hülle“, der „Mantel“ ist zu sehen. Den Betrachtern soll so eine Identifikation mit den Figuren der Sternsucher ermöglicht werden – sie sollen quasi in die „Mäntel“ der Sternsucher schlüpfen.
In den Figuren ist ein Spiegel angebracht, so dass sich die Betrachter in den Figuren – im wahrsten Sinn des Wortes – erkennen.
4. Station: „Dem Himmel so nah“
Weihnachten beinhaltet die Zusage, dass Gott sich den Menschen zuwendet und verstehbar macht. Bereits im alttestamentlichen Bild der Himmelsleiter wird die Bewegung von „oben nach unten“ festgehalten:
Jakob ist am Ende. Er hat seinen Bruder um dessen Erbe betrogen. Er ist auf der Flucht nicht nur vor seinem Bruder, auch vor sich selbst und vor seinen dunklen Seiten. Als er sich nachts schlafen legt, ist er nicht weich gebettet, er liegt auf einem harten Stein. In dieser Situation trifft ihn die Zusage Gottes: „Ich bin mit dir, ich behüte dich, wohin du auch gehst...“ (Gen 28,15)
Diese Zusage macht es Jakob möglich, seine Maskerade abzulegen. Er darf er selbst sein, sich selbst entdecken und annehmen mit seinen Licht- und Schattenseiten. Und Jakob spürt, in dieser schwierigen und doch befreienden Selbsterkenntnis und der Annahme durch einen liebenden Gott liegt das, was man „Himmel“ nennen kann.
Zentrales Motiv dieser Station ist eine Leiter, die „bis in den Himmel reicht“ und an deren Füßen Steine liegen. Durch die Projektion des Jahwenamens an die Kirchendecke wird die Verheißung „von oben“ symbolisiert.
Masken auf der Leiter, sowie auf einem Stein auf dunkler Erde versinnbildlichen den Gedanken: Der „Himmel ist offen“, wenn ich angenommen werde so wie ich bin, mit meinen Licht- und Schattenseiten.
5. Station: „Engelspuren“
Engel versinnbildlichen den Wunsch, Gott möge doch in unserer Welt erfahrbar sein. Sie sind die leibhaftig gewordene Sehnsucht, dass Gott in unser Leben einbrechen möge an den Bruchstellen unserer Biographie, aber auch in die Banalität des Alltags.
Engel geben der Hoffnung Ausdruck, dass in den Momenten unseres Lebens, in denen wir loslassen müssen, unsere Hände dennoch nicht leer bleiben. Drei Engelstationen führen die Besucher im Folgenden an diesen Gedanken heran.
„Der Engel, der das Schreien hört“
„Drei sind einer zuviel!“ sagt der Volksmund.
Diese Erfahrung musste in der alttestamentlichen Erzählung auch Hagar machen. Gut genug, ihrer kinderlosen Herrin Sara zu einem „Ersatzsohn“ zu verhelfen, wurde sie in die Wüste geschickt, als Sara selbst schwanger war und einen Sohn bekam.
Die Wüste wurde für Hagar mehr als nur ein Ort, an dem sie nun leben musste. Die Wüste war Sinnbild ihrer Verlassenheit, ihrer Einsamkeit nach einer unheilvollen Dreiecksgeschichte. Ganz allein ist sie mit ihrem Sohn Ismael.
Eines Tages legt sie ihren Sohn weit weg, um sein Schreien nicht mehr zu hören und ist selbst bereit, in der Wüste ihres Lebens zu sterben.
Da hört sie die Stimme eines Engels der sie fragt: „Was hast du Hagar? Ist nicht der Name deines Sohnes ‚Ismael’, das heißt ‚Gott hört’?“
Gott hört das Schreien des Kindes. Gott verlässt die Frau nicht, die verlassen wurde.
Hagar entdeckt einen Brunnen in der Wüste. Sie geht und schöpft für sich und ihren Sohn Wasser: Hagar und Ismael lernen in der Wüste zu leben.
Diese Station ist als Wüstenlandschaft gestaltet. Zwischen Dornen und Steinen fließt Wasser.
Auch wir wünschen uns, dass „Engel“ unser Leben begleiten und uns das zusagen, was wir zum Leben brauchen. So steht neben der Wüstenlandschaft ein Korb, aus dem die Besucher solche „Zusagen“ („Engelkarten“) ziehen können.
Auf einem Begleitplakat ist die biblische Erzählung der Hagar zu lesen.
„Der Engel, der mit mir weint“
In der Krypta der Stiftskirche zu Fischbeck sitzt auf dem Fenstersims ein kleiner Engel, der weint. Ursprünglich saß dieser Engel auf einem Kindersarg der Familie der Grafen zu Schaumburg – Lippe. Der weinende Engel verweist auf Trauer und Tod, auf das Zerbrochene in unserem Leben, aber auch auf die Hoffnung, dass Gott uns in diesem Situationen nicht alleine läßt.
So hat es ein Vater erfahren, der zwei Kinder verlor und der Trost in der Hoffnung findet, dass Gott mit ihm und seiner Frau trauert. Ein Auszug aus einem Gespräch über dieses Schicksal ist auf einem Begleitplakat zu lesen.
Für die Ausstellung „Weihnachtslandschaften“ hat Ingrid Schiller (Hameln) den Fischbecker Engel aus Ton nachgebildet.
Die Besucher haben hier die Möglichkeit, eine Kerze aufzustellen und „Tränen“ (Glastropfen) in den Sand zu legen – Ausdruck der Hoffnung, dass Gott der Gott ist, der die Trauernden tröstet und ihre Tränen trocknet.
„Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein...“
„Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel...
Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand, die Engel.
Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand,
oder er wohnt neben dir, Wand an Wand, der Engel.“
So heißt es in einem Gedicht von Rudolf Otto Wiemer.
Es thematisiert die Erfahrung, dass in unserem Leben auch Menschen für uns zu „Engeln“ werden können, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind.
Die Besucher können an dieser Stelle das Engelgedicht von Wiemer lesen. Es wird umrahmt von zwei Fotokollagen mit Portraits, die in der Hamelner Innenstadt aufgenommen worden sind. Gesichter von jungen und alten Menschen, die stellvertretend für die stehen, die einem anderen schon zum Engel geworden sind.
Wann sage ich dem „Engel meines Lebens“ einmal „Danke“ dafür, dass er oder sie da war?
Die Besucher können an dieser Station dem „Engel ihres Lebens“ einen Gruß schreiben. Dazu liegen auf einem Tisch Briefpapier und Briefumschläge aus.
Ein Briefkasten gibt den Besuchern die Möglichkeit, den adressierten Brief an ihren Engel einzuwerfen. Der Kasten wird abendlich geleert und die Briefe werden frankiert zur Post gebracht, so dass die Grüße auch wirklich ankommen.
6. Station: „Menschen, die zur Krippe kommen“
Unterschiedliche Menschen können zur Krippe kommen. In der biblischen Erzählung wird das symbolisiert durch die Hirten und die Weisen. Jeder findet seinen Platz und seine Aufgabe.
Psychologisch gesehen versinnbildlichen die Gaben die unterschiedlichen Aspekte menschlicher Existenz. An der Krippe hat der Mensch mit all den bitteren Erfahrungen seines Lebens (vgl. Myrrhe), in all seiner Armseligkeit (vgl. Schaffell), aber auch mit seinem Reichtum (vgl. Gold) Platz.
Ich darf an die Krippe kommen, dankbar für die Fähigkeiten, die mir geschenkt wurden, und fähig, meine Schwächen und Unzulänglichkeiten anzunehmen.
Auf dem Weg zur Krypta, dem Raum für die Krippe, liegen auf Rindenmulch, Schaffell und Flöte (Symbol für die Hirten) sowie Gold, Weihrauch und Myrrhe (Symbol für die Könige). Der Weihrauch kann angezündet, die Myrrhe betrachtet und in Form von Salbe probiert werden.
7. Station: “stop – look – listen ”
Die siebte Station wurde bewusst als “Krippenbild” gewählt, symbolisiert doch die Zahl sieben die Begegnung von Himmel und Erde (drei= göttliche Zahl; vier= Zahl der Erde; 3+4 = Himmel und Erde begegnen sich).
"Gott vor dem Himmel sprechen“
Weihnachten, das heißt: Der Mensch begegnet Gott im Menschen Jesus, aber auch in den Menschen, die uns alltäglich begegnen.
Diesen Gedanken hat Hermann von Veen in seinem Lied „Gott ‚vor dem Himmel’ sprechen“ aufgenommen. Er beschreibt, wie er auf einem Spaziergang an einem Haus vorbeikommt und an der Tür ein besonderes Namensschild entdeckt: „G.OTT“. Aufgeregt malt er sich aus, was er GOTT alles fragen wird, wenn er endlich die Möglichkeit hat, mit ihm noch vor dem Himmel zu sprechen. Als er schließlich klingelt und die Tür sich öffnet, erlebt er eine Überraschung...
Worum es sich dabei handelt, können die Besucher auf einem Begleitplakat lesen, wenn sie die Tür öffnen.
„Stop-look-listen-main line“
Die Krypta ist als Stall gestaltet. Dieser Raum ist als Raum der Stille gedacht, denn Begegnung mit Gott geschieht in der Begegnung mit dem anderen Menschen, aber auch in der Tiefe (Krypta), in der Niedrigkeit (Stall) und in der Fremdheit, von der die christliche Weihnachtsgeschichte uns berichtet.
So finden die Besucher hier nicht die gewohnte Krippenszene mit Maria, Josef, den Hirten, den Tieren und dem Kind in der Krippe.
Sondern auf Strohballen steht das Bild von Gerd Winner „Stop – look – listen –main line“. Es wirkt zunächst befremdend, eher wie ein Schild als ein Bild im gewohnten Sinne.
Tatsächlich war der Ausgangspunkt dieses Bildes für den Künstler das Foto eines Schildes, das auf dem Gelände eines Stahl- und Hüttenwerkes in Kanada steht und dort vor der Canadian-Pacific-Eisenbahn warnt, die die Werksstraßen schneidet.
Dieses Warnschild mit seiner Botschaft kann auch als eine Zusammenfassung dessen gesehen werden, worum es in der Advents- und Weihnachtszeit gehen soll:
STOP Komm zur Ruhe, halt ein!
LOOK Sieh dich um, schau dir dein Leben an!
LISTEN Lerne hören, um wieder hellhörig zu werden!
MAIN LINE Was ist die große Line für dein Leben, wo geht es lang?
Anhalten, genauer hinsehen, hören lernen und nach der Hauptlinie im eigenen Leben fragen - ein ausliegender Meditationstext von Peter Herbst leitet die Besucher zu diesen Gedanken an.
8. Station: „Im Herzen bewahren“
Was bleibt, wenn man die Krippe verlassen hat, wenn der Alltag wieder kommt? Was bleibt im eigenen Leben?
Ein Blick zurück:
Das Weihnachtsgeschehen ist eingebunden in die Verheißungsgeschichte des Alten Testamentes. Dies wird im Stammbaum Jesu, den Matthäus seinem Evangelium voranstellt, deutlich. In diesem Stammbaum fallen besonders vier ungewöhnliche Frauen auf: Thamar, Rahab, Ruth, Batseba.
Diese vier sind nicht gerade die ehrwürdigen Patriarchenfrauen, die in Israel heute noch verehrt werden. Es sind vier Frauen, die in kein Muster passen. Ihre zum teil gewagten Lebensgeschichten erzählen von dem Ringen um einen eigenen Platz in der damaligen Gesellschaft, vom Kampf um eine würdige Identität. Und sie lassen etwas ahnen von dem Mut, dem Unbekannten zu vertrauen.
Auf vier Begleitplakaten werden die Lebensgeschichten dieser ungewöhnlichen Frauen erzählt, ausgestellte Utensilien symbolisieren wichtige Stationen ihrer Wege.
Maria reiht sich als fünfte Frau einerseits in diesen Stammbaum mit den außerordentlichen Frauen ein, andererseits wird mit ihr als „Jungfrau“ aber auch eine Zäsur gesetzt und ein Neuanfang signalisiert.
Die Rede von der Geburt eines Kindes durch eine Jungfrau stellte für die Antike ein kleineres Problem dar als für uns heute. Bei bedeutenden Männern sprach man z.B. in Ägypten bereits seit dem zweiten Jahrtausend vor Christus von „göttlicher Zeugung“ und der Geburt durch eine „Jungfrau“, um ihre Einzigartigkeit herauszustellen.
Die Evangelisten griffen bei der Schilderung der Geburt Jesu auf diese damals gängige Rede zurück, nicht um eine historisch-biografische oder gar biologische Begebenheit zu schildern, sondern um eine theologische Aussage zu machen und damit die Besonderheit dieses Kindes herauszustellen.
Die Rede von der Jungfrauengeburt kann auch als Bild für den absoluten Neuanfang verstanden werden. Mit Maria als „Jungfrau“ wird das Signal für den Beginn einer ganz neuen Geschichte gesetzt.
Und ein Blick voraus:
Nachdem die Hirten die Krippe verlassen haben, heißt es bei Lukas: „Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen.“ (Lk 2,19)
Wie hat das für Menschen nach Maria im Laufe der Geschichte ausgesehen, was heißt das „im Herzen bewahren“ für uns heute?
In Gedichten, Texten und Gebeten der Gedanke des „Im – Herzen - Bewahrens“ aufgenommen und beleuchtet.
Kleine Holzklötzchen, auf welche Namen von Männern und Frauen aus der christlichen Tradition notiert sind, verweisen nochmals auf Menschen, die die Erfahrung von Weihnachten in ihrem Herzen bewahrt haben.
Dieser Reihe können sich die Besucher anschließen, indem sie ihren Namen auf ein Holzklötzchen schreiben und dies an die Reihe derer anlegen, die ihr Leben von Jesus her zu gestalten versuchten und versuchen.
9. Station: „ Weihnachtsbaum – Lebensbaum“
Die „Erfahrung der Krippe“, die Erfahrung der unbedingten Annahme durch Gott, befähigt uns, diese weiterzugeben, lässt leben. Der Weihnachtsbaum erinnert an den Paradiesbaum und greift damit unsere Sehnsucht nach einem erfüllten Leben auf. Erfülltes Leben bedeutet das Ineinander von Nehmen und Geben.
Eine große Fichte ist mit filigranen Goldkugeln behängt. In diesen Goldkugeln befinden sich Goldzettel mit Segenswünschen. Die Besucher können sich einen Zettel aus einer Kugel nehmen und im Gegenzug einen neuen Wunschzettel / Segenszettel in die Kugeln stecken. Auf einem Begleitplakat ist die Geschichte der Entwicklung vom Paradiesbaum bis zum Weihnachtsbaum nachzulesen.
10. Station: „ Mit allen Sinnen – Apfel, Nuss und Mandelkern“
Das Weihnachtsfest greift unsere Sehnsucht nach einer Dimension auf, die jenseits aller Berechenbarkeit und Beweisbarkeit liegt, die Sehnsucht nach der Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit. Wie aber können wir mit dieser Wirklichkeit in Beziehung treten? Seit alter Zeit geschieht dies durch Symbole. Der Theologe Paul Tillich sagt, dass die eigentliche Sprache des Glaubens die Symbolssprache sei.
Symbole gehören der Fassbaren, sinnlichen Wirklichkeit an, verweisen jedoch auf mehr, auf eine Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit.
In den Weihnachtstraditionen steckt eine tiefe Symbolik, die vielen Menschen allerdings gar nicht mehr bekannt ist. Woher kommt der Adventskalender, warum küsst man sich unter einem Mistelzweig, warum trägt der Weihnachtsmann einen roten Mantel, wie entstand die Idee, einen Adventskranz aufzustellen oder warum essen wir in der Adventszeit Spekulatius?
In kleinen Kabinetten wird die Symbolik von Weihnachtsgebäck und Weihnachtsschmuck zur Darstellung gebracht. Begleitplakate geben Informationen zu unseren Weihnachtstraditionen, Tische mit Gebäck laden zum Probieren ein.
Die letzte Station der Weihnachtslandschaften soll so noch einmal auf das Geheimnis der Weihnacht verweisen, indem sie alle Sinne anspricht und gleichzeitig wieder zum Alltag überleiten.